Die Grabkapelle von Wattenwyl in der Kirche Oberdiessbach

«Entre Langnau et Thun, tobeau: grosse statue de bois peint en armure Louis XIV. Epitaphe.»
Victor Hugo, aus: «Voyages en Suisse»

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Südseitig anschliessend an den spätgotischen Chor der Kirche Oberdiessbach (1498) wurde zwischen 1671 und 1679 die barocke Privatkapelle mit dem Denkmal für Albrecht von Wattenwyl (1616-1671) errichtet.

Die Vollplastik stellt den Junker zwischen zwei ionischen Säulen sitzend in Lebensgrösse dar, in Prachtrüstung, umgeben von den Insignien seiner Macht und flakiert von den allegorischen Figuren Victoria (Sieg) und Prudentia (Klugheit). Wie am Schloss, prangt in einem Segmentgiebel das goldgekrönte und umkränzte Familienwappen, darüber zwei Posaunenengel. Besinnlichen Gegensatz zu so viel weltlicher Prachtentfaltung bilden die Figuren Chronos und Tod sowie weitere Symbole der Vergänglichkeit an den Wänden. Das Feld im Rücken der Hauptfigur trägt eine goldene Inschrift in klassischer Antiqua. Der lateinische Text lautet auf Deutsch:

Ein Heiligtum für die Ewigkeit. Siehe, oh Leser! Unter diesem Marmor schläft Herr Albrecht von Wattenwyl, der sehr hochgesinnte Oberst in Frankreich, die schneeige Blüte des schweizerischen Adels. Diese Abzeichen des Mars und aufgehängten Waffen besingen die Taten und den Mann. Diesem, ihrem wackeren Soldaten, schenkte die Kriegsgöttin ungeheure Haufen Geldes, mit dem sich der kriegerische Held diese Diessbachsche Herrschaft zu eigen machte. Geboren im Jahre des Heils 1616, hat er als Junggeselle 55 Jahre gelebt. Das Kleid der Sterblichkeit zog der Selige aus im Jahre 1671 am 2. April. Ruhm singe, Neid schweige, bewundere, o Nachwelt! Des Mannes Ruhm ist jugendfrisch, seine Seele fliegt über den Sternen! Diesen Schauplatz der Ehre errichten ihrem Bruder und Oheim die dankbaren Erben, Niklaus von Wattenwyl, Vater und Sohn. Diesen möge der Wanderer günstig gesinnt sein!

Der Raum diente als Gruft der von Wattenwyl. Die verstorbenen Mitglieder der Familie werden auf der Tafel an der Ostwand immer noch aufgeführt, aber seit längerem nicht mehr hier beigesetzt.