Der Gutsbetrieb Schloss Oberdiessbach

Der Gutsbetrieb gehört auf Schloss Oberdiessbach zur Tradition. Sigmund von Wattenwyl ist ausgebildeter Meisterlandwirt und bewirtschaftet diesen, wie bereits sein Vater Charles von Wattenwyl, selber.

Entgegen der in der Gegend üblichen gemischten Betriebe, also Viehzucht und Ackerbau, wird dieser auf 75 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche (LN) umfassende Gutsbetrieb als reiner Ackerbaubetrieb bewirtschaftet.

Der Betrieb liegt auf 600 m.ü.M. Angepflanzt werden extensive Ackerkulturen. Dank diesem Bewirtschaftungssystem und dem modernen Maschinenpark ist es möglich, den Betrieb ohne familienfremde Hilfe zu führen. Während den Arbeitsspitzen werden die Erntearbeiten durch leistungsfähige Lohnunternehmen ausgeführt.

Hier gedeihen Winterweizen, Gerste, Raps und Mais. Durch das Stilllegen von Ackerfläche (Buntbrach) wird einerseits den ökologischen Bedürfnissen Rechnung getragen und andererseits ein optimales Ergebnis erzielt.

Seit 1993 wird der Gutsbetrieb nach den Richtlinien der Integrierten Produktion (IP) bewirtschaftet und damit der ökologische Leistungsnachweis erbracht.
Die ökologische Bewirtschaftung ist an die heute in der Landwirtschaft üblichen Direktzahlungen des Bundes geknüpft. Ohne die finanziellen Stützungsmassnahmen ist in der Schweiz und in Europa keine kostendeckende Landwirtschaft mehr zu betreiben. Der in den letzten Jahren eingetretene Preiszerfall, der die Preise bis zu 60% sinken liess, musste, um in unserem Land eine dezentrale Besiedelung zu gewährleisten, von der öffentlichen Hand durch Direktzahlungen teilweise kompensiert werden.

Die Jahreszeiten

Der Frühling beginnt mit ersten Handelsdüngergaben im März, Pflanzenschutz im Getreide und den Vorbereitungsarbeiten für die Maissaat. Es müssen grosse Flächen gepflügt werden. Im Mai kommen auch schon die ersten Besuchergruppen ins Schloss und dies erfordert eine gute Koordination zwischen der Landwirtschaft und den Schlossführungen.

Der Sommer zeigt sich Ende Juni mit den ersten Erntearbeiten. Zuerst die Wintergerste, dann der Winterraps. Gegen Ende Juli folgt dann der Winterweizen mit einer Fläche von 22 Hektaren. Gleichzeitig beginnt die Planung der Folgekulturen. Gründüngungen werden gesät, um eine gesunde Bodenstruktur zu erhalten.

Diese Arbeiten reichen bis in den Herbst hinein. Die Saaten erfolgen zum grössten Teil im September (Winterraps und Wintergerste). Nach der Saat des Winterweizens Im Oktober sind bereits die Abschlussarbeiten zu erledigen, die Maschinen werden gewaschen und gewartet, das Landwirtschaftsjahr geht seinem Ende entgegen.

Der Winter macht gegen aussen eher einen ruhigen Eindruck. Jedoch müssen die umfangreichen Büroarbeiten, die während den Sommermonaten vielfach liegen geblieben sind, erledigt werden. Es ist auch Zeit, die Planungsarbeiten für die immer wieder nötigen Restaurationen in der Schlossanlage in Angriff zu nehmen.

Um die 10’000 m/2 umfassende Schlossanlagen im Schuss zu halten, müssen die verschiedensten, der Jahreszeit entsprechenden Pflegemassnahmen ausgeführt werden. Diese umfassen unter anderem vor allem Hecken- und Baumschnitt, Malerarbeiten, Rasen mähen, reinigen der Brunnen und Teiche, das Kontrollieren der Wasserquellen und die Hauptreinigung im Schlossgebäude. Deshalb ist es auch schon passiert, dass unangemeldete Gäste die Mitglieder der Schlossfamilie eher als Gärtner, Bauarbeiter, oder Abwart erkannten.

Die vielfältigen, abwechslungsreichen und interessanten Aufgaben im Agri- und Kulturbereich lassen die Tage, Monate und Jahre im Fluge vergehen.

Geschichtlicher Rückblick

Früher hatte die Landwirtschaft eine wirtschaftlich viel grössere Bedeutung. Auch als Lebensmittellieferant war sie in unserem Land nicht weg zu denken. Nach Jahren in den fremden Diensten wendeten sich die heimkehrenden Patrizier traditionell der Land- und Forstwirtschaft zu.

Das Land des Gutsbetriebes gehört seit dem Mittelalter zum Schloss. Die auch dazugehörende Waldfläche hat leider eine immer weniger grosse wirtschaftliche Bedeutung. Sie ist jedoch als Brennholzlieferant zum heizen der Schlossgebäude eine wichtige Stütze geblieben, die es auch in Zukunft gestatten wird, gegenüber den nicht erneuerbaren Energiequellen unabhängig zu bleiben.

Zu Zeiten des Grosspapa’s von Sigmund, Eduard Rudolf von Wattenwyl, waren noch Meisterknechte und ganze Scharen von Mitarbeitern und Taglöhnern am Werk. Als der heutige Bewirtschafter vor 22 Jahren den Gutsbetrieb von seinem Vater übernahm, lebten 6 Familien von der Beschäftigung auf dem Gutsbetrieb.

Zukunft

Es besteht die Hoffnung, dass die Landwirtschaft so weiter betrieben werden kann. Die 4 Kinder werden aber nicht mehr ausschliesslich davon leben können, sondern werden sich zusätzlich anderen Aufgaben stellen müssen. Vieles hängt noch von der künftigen Agrarpolitik ab. Es wird mit Sicherheit, und dies nicht nur in der Landwirtschaft so, noch grössere Veränderungen geben.